Online-Recruiting

Bewerben per Knopfdruck – Wie Unternehmen Online-Recruiting erfolgreich nutzen
Um diese Frage zu beantworten, führte Stepstone zusammen mit dem Bundesverband der Personalmanager eine Studie zum Thema digitales Recruiting durch. Dafür befragten sie sowohl Bewerber*innen als auch Recruiter. Ziel war es, herauszufinden, wie digital Bewerbungsverfahren in Deutschland inzwischen aufgestellt sind und ob und wie sich der Umgang damit durch die Coronakrise verändert hat.
Chancen und Potenziale auf beiden Seiten
Zwar sind circa 75 Prozent der befragten Personaler der Meinung, dass digitale Kompetenzen durch die Krise wichtiger denn je sind, sich selbst bezeichnen aber nur etwas mehr als ein Drittel der HR-Verantwortlichen als digital kompetent. Zu den beliebtesten Tools gehört das Video-Interview: Rund 60 Prozent nutzen es bereits jetzt, die Hälfte gibt zudem an, es seit Beginn der Pandemie verstärkt einzusetzen. Das trifft auch auf die Gegenliebe der Bewerber*innen: Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei Stepstone, sieht dort eine Mehrheit, die sich durch das digitale Recruiting mehr Schnelligkeit und Effizienz erhoffen. Durch den Einsatz von Videointerviews entfällt schließlich die An- und Abreise zu Bewerbungsgesprächen.
Recruiter haben zudem noch ganz andere Vorteile durch digitale Bewerbungsverfahren.
„Personaler wissen um das Potenzial von People Analytics, Video-Interviews und Co, die ihnen ermöglichen, ihre Entscheidungen auf eine breitere Basis zu stellen und sich auf das Wesentliche zu fokussieren.“ so Zimmermann weiter.

Mithilfe von Chatbots können bereits zu Beginn des Bewerbungsverfahrens einfache, formale Fragen ohne großen Aufwand geklärt werden. In Deutschland ist dabei noch Aufholbedarf: Laut Zimmermann nutzen nur wenige Unternehmen diese Tools oder analysieren ihre Time to Hire oder Cost to Hire, auch wenn sich viele Recruiter eine verstärkte Digitalisierung wünschen.
Persönlicher Eindruck trotz digitalem Verfahren
Durch den Wegfall von Bewerbungsmappen sieht Zimmermann aber keine Gefahr, dass der persönliche Touch verloren geht: Durch den Einsatz von Technologie gelingt es den Unternehmen schneller, einen persönlichen Eindruck zu gewinnen. Persönliche Eigenschaften und Soft Skills gewinnen auf diese Weise sogar weiter an Bedeutung. Auf den menschlichen Kontakt wollen auch Bewerber*innen nicht verzichten. So geben zwei Drittel der Befragten an, mit digitalen Bewerbungsprozessen sehr gut zurechtzukommen, die Mehrheit möchte aber spätestens beim Bewerbungsgespräch mit einem Menschen in Kontakt treten. Knapp ein Fünftel kann auf den Faktor Mensch beim Bewerbungsgespräch ganz verzichten, genauso viele möchten nur von einem Menschen betreut werden.
Für Unternehmen, die ihre Bewerbungsprozesse digitalisieren möchten, hat Zimmermann noch einige Tipps:
#1 Gehen Sie strategisch vor. Legen Sie fest, welches Ziel Sie erreichen wollen und wie dies am besten gelingen kann
2# Achten Sie darauf, den Prozess für die Bewerberinnen und Bewerber wirklich schneller und effizienter zu gestalten. Welche Eingaben und Dokumente benötigen Sie wirklich?
#3 Messen Sie Ihren Erfolg mit den richtigen Kennzahlen und optimieren Sie Ihre Prozesse darauf aufbauend fortlaufend
Management Summary
Recruiter haben noch einen weiten Weg vor sich, um ihren Recruitingprozess den Erwartungen insbesondere jüngerer Bewerber*innen anzupassen. Doch auch viele Recruiter selbst zeigen hohes Interesse an der Digitalisierung ihrer Prozesse. Die Mehrheit der deutschen Unternehmen befinden sich schon auf dem richtigen Weg und stellen ihre Bewerbungsprozesse zunehmend auf digitale Kanäle um.
Bei all der digitalen Effizienz darf der persönliche Aspekt einer Bewerbung allerdings nicht vergessen werden. Die Mehrheit der Bewerber*innen wünschen sich nach den ersten automatischen Bewerbungsschritten den persönlichen Kontakt mit Recruitern. Auch diese sollten auf einen persönlichen Eindruck von den Bewerber*innen nicht verzichten, da Soft Skills auch weiterhin im Berufsleben eine große Rolle spielen.

Über Dr. Tobias Zimmermann
Dr. Tobias Zimemrmann promovierte 2016 von der Graduate School of Politics der Universität Münster zu digitaler Kommunikation und Partizipation. Seit 2016 ist er im Bereich Kommunikation und Public Relations tätig. Seit Dezember 2018 betreut er bei StepStone als Arbeitsmarktexperte den Bereich Research.
Welche Formate und Tools Sie in einem digitalen Bewerbungsprozess nutzen können, lesen Sie in unserem Beitrag „Online-Recruiting: Die besten Formate und Tools“
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